Upcycling Mode aus dem Müll?
Mein persönlicher Blick auf den Artikel und Danke für die Wertschätzung!
Als ich den Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 3. Januar 2019 über meine Arbeit gelesen habe, war ich überwältigt. Es ist immer ein besonderes Gefühl, wenn jemand die eigene Leidenschaft und Vision so treffend in Worte fasst. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken – sowohl bei der Redaktion als auch bei allen Leserinnen und Lesern, die sich die Zeit genommen haben, mehr über meine Projekte zu erfahren.
Im Artikel wird besonders meine Arbeit mit kaputten Regenschirmen hervorgehoben, die ich zu Windjacken verarbeite. Was mich an dieser Idee so begeistert, ist nicht nur die Möglichkeit, Müll zu reduzieren, sondern auch die Herausforderung, aus vermeintlich wertlosen Materialien etwas Schönes und Funktionales zu schaffen.
Die Entwicklung dieser Jacken war ein langer Prozess, voller Versuche und Irrtümer. Es hat mir jedoch gezeigt, wie viel Potenzial in Dingen steckt, die andere einfach wegwerfen. Dass diese Botschaft über den Artikel hinausgetragen wird, freut mich enorm, denn sie liegt mir sehr am Herzen: „Kauf nicht neu, lass es reparieren“ – oder besser noch: „Gib Dingen eine neue, aufgewertete Funktion.“
Natürlich gibt es auch Hürden. Die Frage nach der Rentabilität meiner Jacken ist berechtigt. Ja, sie wären nicht günstig. Aber ich hoffe, dass mehr Menschen erkennen, dass Qualität, Nachhaltigkeit und eine Geschichte, die hinter einem Produkt steckt, einen echten Wert haben.
Die im Artikel angesprochene Frustration über unsere Wegwerfkultur ist ebenfalls ein Punkt, der mich weiterhin antreibt. Es stimmt, die überquellenden Mülleimer entlang des Mainufers machen mich immer wieder sprachlos. Aber genau das ist auch meine Motivation, weiterzumachen – um zu zeigen, dass es anders geht.
Ich danke der Frankfurter Rundschau dafür, dass sie diesen Aspekt meiner Arbeit ins Rampenlicht gerückt hat. Und ich hoffe, dass dieser Artikel viele inspiriert, achtsamer mit Ressourcen umzugehen. Vielleicht liegt ja in der einen oder anderen kaputten Sache, die Sie gerade in den Händen halten, mehr Potenzial, als Sie denken!
Herzlichst,
Yvonne Heumann
Der Artikel: Frankfurter Rundschau vom 3. Januar 2019
Von: Steven Micksch Foto: © Peter Jülich

Upcycling statt Wegwerfen
Kampf gegen die Wegwerfkultur: Die Frankfurterin Yvonne Heumann macht aus Müll sinnvolle Dinge. Ihr neuestes Werk kann man anziehen.
Das erste Modell war noch ganz schlicht. Lilafarben, ohne Kapuze, dazu ein Schriftzug, der an die einstige Verwendung erinnerte. Die folgenden Prototypen wurden immer komplexer. Mit Kapuzen, Taschen und mehreren Farben. Die neueste Windjacke mutet nun perfekt an, ist leicht und handlich zu verpacken. Kaum ein Betrachter würde auf die Idee kommen, dass die Jacke mal ein Schirm war.
Yvonne Heumann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Wiederverwertung von eigentlich kaputten oder alten Dingen. Die Methode nennt sich „Upcycling“ und bedeutet im weitesten Sinne eine aufwertende Wiederverwertung. Abfallprodukte werden dabei zu neuen, sinnvollen Dingen. So, wie eben aus einem kaputten Schirm eine funktionierende Windjacke wird. Besser gesagt: aus drei Schirmen. Die Kunst ist, passende Stoffe zu kombinieren, damit die Jacke auch hübsch wird und eben nicht nach Müll aussieht. Am Schnitt hat die 42-Jährige lange gefeilt.
„Wenn man genau hinschaut, kann man schon noch sehen, dass es mal ein Schirm war“, sagt Heumann. Das typische wellenartige Muster vom unteren Rand des Schirms ist noch erkennbar, und auch einige Nähte weisen noch darauf hin. Das neueste Modell hat Heumann erstmals in einer Näherei fertigen lassen. Reißverschlüsse und das innere Netzteil sind allerdings neu.
Heumann hatte zwar mal mit Gardinen als Netzteil experimentiert, aber wirklich überzeugt war sie nicht. Ob die Jacken jemals in größerer Stückzahl produziert werden können und ob sie sie dann auch verkaufe, kann sie nicht sagen. „Ich weiß nicht, ob die Leute den Preis gerechtfertigt fänden. Es wären mindestens 100 Euro, vielleicht sogar das Doppelte oder Dreifache.“ Dagegen würden auch die Argumente Funktionalität, Robustheit und ein eingebauter Reißverschluss, der die Jacke flugs zur Tasche umkrempeln lässt, kaum ankommen.
Aber die Frankfurterin probiert sich gerne aus. Schon als Kind habe sie ihren Puppen Kleider aus Schulranzen gefertigt. Später stellte die Schreinermeisterin Möbel aus hölzernen Verpackungsmaterialien her. Vor etwa sieben Jahren habe sie sich selbstständig gemacht. Sie wollte etwas anderes machen. Zunächst stellte sie Taschen aus Lkw-Planen her, dann aus Verdecken von Cabrios und was sonst so funktionierte. Auch Gürtel aus alten Fahrradschläuchen hat sie eine Zeitlang gebastelt. Bis heute bessert sie Sitzbänke von Rollern oder Motorrädern aus und fertigt dafür individuelle Sitzbankbezüge an.
Das Motto der 42-Jährigen lautet: „Kauf nicht neu, lass es reparieren.“ Oder setz auf Upcycling, könnte man ergänzen. Sechs Kisten voller kaputter Schirme stehen noch in Yvonne Heumanns Werkstatt in Seckbach. Viele wurden ihr gebracht, einige hat sie selbst am Mainufer gesammelt.
Die überbordenden Mülleimer, die sie dort häufig vorfindet, machen sie sprachlos. Die Sorglosigkeit beim Entsorgen gefalle ihr nicht. Das fange bei den Verpackungen im Supermarkt an und gipfele in den Kaffeebechern für unterwegs. „Ich verstehe nicht, dass wir das einfach nicht in den Griff kriegen“, sagt sie und ist ratlos.
Quelle:
Frankfurter Rundschau: https://www.fr.de/frankfurt/upcycling-statt-wegwerfen-10953557.html